Prof. Dr. Uta Stoermer-Caysa (Universitaet Mainz)

das ist in der Tat ein Alarmsignal. Die deutsche Philologie ist allenthalben auf dem Rueckzug; auch aus Frankreich hoert man alarmierende Meldungen; umgekehrt will auch im Ausland kaum noch jemand franzoesisch studieren, den Romanisten geht es anderswo wie den Germanisten. Darin zeigt sich eine (letzten Endes von politischen Interessen geleitete) Tendenz zur Verarmung der Hochschullandschaft, zur sprachlichen Monokultur im Interesse eines gestoppelten Englischen, das den sprachbewussten Muttersprachlern nicht recht sein kann, weil es auf laengere Sicht die Aesthetik der Rede aus der Universitaet verbannen wird. Aber das ist nur die Haelfte des Problems; dass zuerst am Mittelalter und der fruehen Neuzeit gespart wird und dass man die Literaturgeschichte so spaet wie moeglich beginnen laesst, ist eine Tendenz, die auch die Anglisten, Romanisten und Slawisten betrifft, und zwar ueberall in Europa, auch in den Laendern, in denen sie jeweils muttersprachliche Faecher vertreten. Das laesst sich mit dem Blick auf die Stellung des Deutschen nicht erklaeren, sondern es gehoert zu einem Prozess der schleichenden Enthistorisierung des oeffentlichen Bewusstseins, der fatale Folgen hat, weil die Tiefe der Vergangenheit mit ihren wechselnden Buendnissen, weil die kulturellen Hochblueten an ihren wechsenden Orten etwas sehr Ausgleichendes und ueber das Verhaeltnis der Sprachen und Voelker Belehrendes haben. Deshalb hoffe ich auf eine Revision dieser Entscheidung.

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