mit grosser Bestuerzung habe ich von der Kuendigung unserer hoch geschaetzten Kollegin Dr. Anne Simon erfahren. Dieser Schritt trifft eine Kollegin, die weit ueber die Grenzen der englischen Altgermanistik hinaus als eine hervorragende Forscherin bekannt ist: Ihre Arbeiten zur mittelalterlichen Reiseliteratur, zur mittelalterlichen Textproduktion und zur Bedeutung Nuernbergs fuer die fruehneuzeitliche Literatur sind von grosser Bedeutung fuer die Mittelalterforschung und ihre Lektuere war fuer mich immer ein grosser Gewinn. Darueber hinaus ist Frau Simon ein fester Bestandteil des Anglo-German-Kolloquiums, in dem deutsche und britische Mediaevisten ueber Jahrzehnte hinweg eine fruchtbare Zusammenarbeit aufgebaut haben. In diesem Kreis hat Frau Simon viel fuer den deutsch-britischen Wissenschaftsaustausch getan. Von diesen Kolloquien kenne ich Frau Simon auch persoenlich als eine allseits geschaetzte Kollegin und engagierte Hochschullehrerin, auf die zu verzichten fuer die Universitaet von Bristol ein grosser Fehler waere. Ich bitte Sie daher nachdruecklich darum, Ihren Entschluss noch einmal zu ueberdenken und nach anderen Loesungen zu suchen.
Mit demselben Entsetzen habe ich zur Kenntnis genommen, dass mit Frau Simon auch die Bristoler Altgermanistik zur Disposition steht und Sie das German Department um seine historischen Komponenten berauben wollen. Dies ist jedoch der falsche Weg, denn gerade die diachrone Lehre und Forschung erfreut sich in einem Europa, das sich mehr und mehr seiner gemeinsamen mittelalterlichen Wurzeln bewusst wird, einer zunehmenden Nachfrage seitens der Studierenden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine derartige Beschneidung seiner Lehrgegenstaende im Interesse der Bristoler Germanistik sein soll.
Mir ist dabei natuerlich bewusst, dass die Geisteswissenschaften im Vereinigten Koenigreich in einer dramatischen Situation sind, aber die willfaehrige Umsetzung politischer Sparbeschluesse fuehrt nach meiner Erfahrung nur dazu, dass beim naechsten Schritt auch diejenigen Faecher verschwinden, die zunaechst noch vor der Abschaffung bewahrt worden sind. Ich appelliere hier auch an Ihre Solidaritaet als Philologe und Ihren Kampfgeist: Lassen Sie sich nicht durch die Sparmassnahmen der Politik einschuechtern und versuchen Sie mithilfe der OEffentlichkeit zumindest eine Linderung, besser noch eine Aufhebung der Massnahmen zu erreichen.
Nam tua res agitur, paries cum proximus ardet.