Es steht nun jeder akademischen Einrichtung frei, profilbildende Massnahmen einzuleiten und dabei ggf. Faecher oder Teilfaecher zu streichen; dies betrifft selbstverstaendlich auch den Entschluss der Fakultaet, die Mediaevistik und die Beschaeftigung mit der Sprache und der Literatur der fruehen Neuzeit abzubauen. Ob dies tatsaechlich im langfristigen Interesse der Germanistik in Bristol sowie der Artistenfakultaet und der gesamten Universitaet Bristol ist, das Fach Germanistik in dieser Weise zu amputieren, um nur noch die Schrumpfform einer historischen Disziplin anzubieten, muessen die Entscheidungstraeger in Bristol selbst beurteilen. Von aussen betrachtet ist dieser Entschluss nicht nachvollziehbar. Es ist vielmehr anzunehmen, dass diese Form der akademischen (Selbst)-Verstuemmelung dem Renommee einer international agierenden Forschungsuniversitaet schadet, die Akzeptanz der Germanistik an der Universitaet Bristol merklich verringert, die Chancen zu Forschungskooperationen im In- und wie im Ausland sowie zum internationalen Austausch von Studierenden erheblich beeintraechtigt und ggf. den Einstieg in die gaenzliche Abwickelung des Fachs Germanistik darstellt.
Dass diese wenig nachvollziehbare Strukturentscheidung ueberdies noch damit verbunden wird, dass eine verdiente, im deutsch-englischen Wissenschaftsaustausch hochgradig akzeptierte und enorm beliebte Kollegin aus dem Dienst herausgedraengt werden soll, ruft unsere Empoerung hervor. Schliesslich ist Dr. Ann Simon (wie ihre Publikationen zu Pilgerberichten, zur Literatur der Stadt Nuernberg und ihre Forschungen zum "Ritter vom Turm" zeigen) seit Jahren eine anerkannte Spezialistin fuer die Geschichte der Reiseberichte, der deutsch-franzoesischen Literaturbeziehungen und der Erforschung regionaler Zentren der Produktion und Rezeption von Literatur. Ausserdem hat sie immer wieder dazu beigetragen, dass der aussergewoehnlich gute Austausch der deutschen und der englischsprachigen Altgermanistik, wie er sich in den zweijaehrlich stattfindenden und renommierten "Anglo-German Colloquien" bekundet, weiter entwickelt worden ist. In diesem Zusammenhang ist z.B. auf den von ihr mit-herausgegebenen und viel beachteten Sammelband ueber "Autorschaft im Mittelalter" zu verweisen, der die wichtige Diskussion ueber die Kategorien 'Autor' und 'Werk' im deutschsprachigen Mittelalter und ihre Historisierung gebuendelt und neue Perspektiven fuer die weitere Forschung dieser zentralen Analysekategorien bereit gestellt hat. Aus den dargelegten Gruenden bitten wir den Dekan der Artistenfakultaet der Universitaet Bristol mit grossem Nachdruck darum, die getroffenen Entscheidungen zu revidieren.