About Henrike

Willkommen! I am Professor of German Studies at the School of Modern Languages, Newcastle University and a keen medievalist.

Prof. Dr. Horst Brunner (Universitaet Wuerzburg)

Die britische germanistische Mediaevistik war noch vor wenigen Jahren die weitaus bedeutendste Altgermanistik ausserhalb des deutschen Sprachraums. Aus dieser Zeit gibt es immer noch eine Reihe hochqualifizierter Fachvertreter, zu denen Dr. Anne Simon gehoert als eine international hoch angesehene und in Fachkreisen aufgrund ihrer Publikationen allgemein bekannte und geschaetzte Forscherin und akademische Lehrerin. Es ist freilich zu befuerchten, dass der jetzige Abbau mediaevistischer Stellen nur ein Schritt zum voelligen Abbau der modernen Fremdsprachen an den britischen Universitaeten sein wird – Symptom eines beispiellosen kulturellen Niedergangs unter dem gnadenlosen Regime von nur dem business verpflichteten Managern. Aus meiner Sicht muss alles getan werden, um den Verbleib von Frau Simon auf ihrer Stelle zu sichern.

Prof. Dr. Dr. h.c. Jan-Dirk Mueller (LMU Muenchen, Vorsitzender der Kommission fuer deutsche Literatur an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften)

von englischen Kollegen erhielt ich die Nachricht, dass an Ihrer Universitaet die Stelle fuer deutsche Literatur des Mittelalters und der Fruehen Neuzeit wegfallen soll. Fuer die Zusammenarbeit englischer und deutscher Wissenschaftler ist das ein schwerer Schlag. Seit etwa vier Jahrzehnten gibt es regelmaessig alle zwei Jahre ein Kolloquium britischer und deutscher Mediaevisten, dessen Akten sich in der Fachwelt hervorragenden Ansehens erfreuen; ein Englaender und ein Deutscher standen lange Jahre an der Spitze der Wolfram-von-Eschenbach-Gesellschaft; zu meinen Vorgaengern als Herausgeber der angesehenen Beitraege zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB) gehoerten ein Mediaevist aus Oxford; in der Kommission fuer deutsche Literatur des Mittelalters an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, deren Vorsitzender ich bin und die wohl weltweit das wichtigste Gremium fuer germanistisch-mediaevistische Forschungen ist, sitzt selbstverstaendlich ein Wissenschaftler aus Ihrem Land: Wir koennen einfach nicht auf die geisteswissenschaftliche Kultur Grossbritanniens verzichten und sind gluecklich ueber die vielfaeltigen Kontakte und Kooperationen, die sich hier in den letzten Jahren ergaben.
So ist es schmerzlich zu sehen, dass in einer der renommierten britischen Universitaeten die germanistische Mediaevistik dem Rotstift zum Opfer fallen soll. Es setzt sich damit ein Trend fort, den man leider auch hierzulande beobachten kann und dem sich Geisteswissenschaftler nach meiner Auffassung immer und ueberall energisch widersetzen sollten: die Beschneidung der historischen Dimension unserer Faecher. Auch bei uns sind Gegenwartsinteressen, vor allem auch die Lernziele der cultural studies allenthalben auf dem Vormarsch. Sie bedrohen auch in Anglistik und Romanistik – das entspricht Ihrem Fall – die mit aelterer Literatur beschaeftigten Fachteile. Bedenken Sie, dass auch Shakespeare ein Autor der Fruehen Neuzeit ist. Fuer einen Englaender ist es gewiss undenkbar, dass ein Autor dieses Ranges in entsprechende Diskussionen einbezogen wird (und ich darf Ihnen versichern, mir scheint es ebenfalls ungeheuerlich), aber wenn Anforderungen an den kuenftigen jungen Anglisten gestellt werden, dann ist ploetzlich auch Shakespeare eben ein toter weisser Autor, von dem man nicht allzuviel an Gegenwarts-Englisch lernen kann. Das Beispiel ist gewiss extrem, aber in bezug auf Chaucer, Chrétien, den Beowulf, die Chanson de Roland, den Cid, das Siglo de Oro usw. usw. hat es solche Diskussionen schon gegeben.
Ich denke, man muss sich ihnen widersetzen, wenn wir uns und unsere europaeische Kultur nicht aufgeben wollen. Nur nebenbei ist zu bemerken, dass das Sparpotential nicht allzu gross ist, verglichen mit den teuren Apparaturen in den Naturwissenschaften, deren oekonomischer Einsatz auch nicht immer ueber jeden Zweifel erhaben sind, die aber ein Vielfaches kosten. Natuerlich muessen Sie die Interessen Ihrer Institution vertreten, aber man sollte – und sei es ueber Zwischenloesungen, Hilfskonstruktionen usw. – versuchen zu retten, was zu retten ist. Was einmal verloren ist, kann so rasch nicht wieder eingerichtet werden.
In diesem Sinne moechte ich Sie und Ihre Fakultaet bitten, Ihren Vorschlag noch einmal zu ueberdenken und vielleicht auch in Betracht zu ziehen, wie wichtig Ihre Entscheidung nicht nur fuer Bristol, sondern fuer die Wissenschaft insgesamt, auch die in Deutschland, ist.

Prof. Dr. Sabine Schmolinsky (Universitaet Erfurt)

ich bin entsetzt und empoert ueber die Entlassung von Anne Simon, von der ich erst durch Dich erfahren habe; bisher wusste ich nur von gravierenden Einsparungen im britischen Wissenschaftssystem. Es stellt zudem eine besonders bittere Erkenntnis dar, dass Universitaeten in einem der aeltesten, die europaeische Kultur mitpraegenden Laender auf die Erforschung und Weitergabe laenderuebergreifender kultureller Vergangenheit keinen Wert mehr zu legen vermoegen, und dies zu Zeiten, in denen sich in der Wirtschaft die Ansicht auszubreiten beginnt, dass man eben nicht auf Mitarbeitende mit geistes- und kulturwissenschaftlicher Ausbildung verzichten kann. Im Fall von Anne Simon kommt noch erschwerend hinzu, dass sie eine Forscherpersoenlichkeit ist, die in besonderem Mass Interkulturalitaet verkoerpert und die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Grossbritannien und Deutschland pflegt. Als Mediaevistin stelle ich mit Bedauern fest, dass die Universitaet Bristol ihrer Forschung zu Mittelalter und Vormoderne einen nicht wieder gut zu machenden Schaden zufuegt, wenn sie nur noch eine Germanistik der Moderne zu betreiben gedenkt. Diese ihre Entscheidung erschwert in besonderem Mass, internationale wissenschaftlich-mediaevistische Kontakte mit ihr zu pflegen.

Prof. Dr. Bernd Bastert (Universitaet Bochum)

In einer globalisierten Welt, in der die kulturellen und religioesen Beziehungen zwischen Christentum, Islam und Judentum, deren Unterschiede, aber vor allem auch deren Gemeinsamkeiten beinahe taeglich intensiv aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert werden, finde ich es geradezu unverantwortlich, dass ausgerechnet einer Forscherin gekuendigt wird, die sich seit langem unter anderem auch mit den kulturhistorischen Dimensionen dieser Thematik beschaeftigt hat und einige der Ursachen fuer die z.T. schwierigen Relationen innerhalb jener Kulturen erforscht hat. Auf die historische Dimension heutiger Probleme zu verzichten – und nichts anderes bedeutet die Entlassung der Kollegin Anne Simon! – scheint mir in etwa so sinnvoll wie Autofahren ohne Rueckspiegel! Wer das riskieren soll, soll es gern versuchen, sehr weit wird er vermutlich nicht damit kommen.

Prof. Dr. Victor Millet (Universidade de Santiago de Compostela)

it is with astonishment that I have heard of the dismissing of our dear colleague Dr. Anne Simon from the University of Bristol. As you are coordinating the protest that has raised in the international community of medievalists, I am writing to you to express my deep concern for this decision and to explain why I think it is a step in the wrong direction.
1. To argue that, being in need of saving money, it is the best solution do divest a German Department of its only expert in mediaeval and early modern language and literature is definitely not an academic reasoning. Instead, it rather reflects poor scientific minds or covers other political motivations.
2. Because it is well known, that mediaeval and early modern language and literature are of great didactical importance in the formation of students. Nobody claims to give them a similar repre-sentation to modern literature and linguistics. But certainly without them, that is, without their cultural and scientific history, the latter disciplines will in the long term not be able to justify themselves in academic policies.
3. This is the reason why every German Department in the world that aims to be able to be competi¬tive in the international context offers lectures in older language and literature, in Spain sometimes even when they do not have real experts.
4. This is definitely not the case of Bristol, because Dr. Anne Simon is a very well-known teacher and researcher who has earned international respect for her publications and lectures.
5. Specialization may be a policy in some scientific areas, where investment in competitive laboratories or other expensive equipment can make a concentration on certain fields advisable. But in the Humanities academic quality is always attained by achieving a representation of all the important fields of learning. A Department of Classical Studies would not be conceivable without Greek or without Latin, and an English Department must offer teaching both on Chaucer and on Beowulf and their contexts.
6. Dr. Anne Simon is an international well related and respected colleague. On the long term, the University of Bristol will find out that it has lost an important piece for its international reputation.

Statement Dr. Klaus Kipf (VL16)

als Redakteur des Verfasserlexikons zur Fruehen Neuzeit in Deutschland, eines Unternehmens, das mit erheblichen Mitteln von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefoerdert wird und auf die Mitarbeit zahlreicher Fachkolleginnen und -kollegen im In- und Ausland angewiesen ist, bin ich entruestet ueber die ploetzliche Kuendigung der Kollegin Dr Anne Simon, deren Forschungen zum Mittelalter und zur Fruehen Neuzeit international hoch angesehen sind. Mehr noch aber erstaunt die Begruendung des zustaendigen Dekans der Faculty of Arts der Universitaet Bristol, da sie von einem beklagenswerten und letztlich selbstzerstoererischen Desinteresse an der historischen Dimension von Sprache, Literatur und Kultur fuehrt, die in letzter Konsequenz zur Selbstabschaffung der Geistenwissenschaft (arts) an der Universitaet fuehren wuerde.

Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mertens (FU Berlin)

umso empoerender, als gerade eine Stipendiatin des Abgeordnetenhauses, die ich mit ausgewaehlt habe, mit warmen Worten von Anne Simon sprach – Catriona Firth ist keine Mediaevistin, hielt aber dieses Fach fuer einen wesentlichen Bestandteil ihres Studiums.
“Zukunft braucht Herkunft”: mit diesem Wort von Odo Marquardt muss man gegen die Geschichtsvergessenheit ankaempfen, die sich in solchen Aktionen manifestiert – ganz zu schweigen von den Verdiensten Annes, die ja 2001 das Anglo German Colloquium nach Bristol geholt hat und eine auf der ganzen Welt anerkannte Kollegin ist.

Dr. Susanne Reichlin (Universitaet Zuerich)

Literatur entsteht immer in Beziehung zu vorangehenden, aelteren Erzaehltraditionen. Ein “German Department”, das sich der mittelalterlichen und fruehneuzeitlichen Literaturwissenschaft ‘entledigt’, verunmoeglicht seinen Studierenden zu dieser, fuer das Fach zentralen Erkenntnis zu gelangen. Ohne ein Bewusstsein fuer die Geschichtlichkeit der Literatur, wird Literaturwissenschaft eindimensional und gegenwartshoerig.

Statement Prof. Dr. Berta Raposo Fernández (Universitat de València)

Die Beschaeftigung mit den mittelalterlichen Grundlagen unserer gegenwaertigen europaeischen Kultur und Gesellschaft sollte unverzichtbarer Bestandteil eines geisteswissenschaftlichen Studiums sein und bleiben. Frau Simon hat sich durch ihre Forschungsleistungen um die internationale germanistische Mediaevistik verdient gemacht, und es waere sehr zu wuenschen, dass sie ihre Taetigkeit in diesem Bereich an der Universitaet Bristol weiterfuehren koennte.
El estudio de los fundamentos medievales de nuestra actual cultura y sociedad europea debería ser y seguir siendo parte imprescindible de una carrera humanística. La Sra. Simon se ha distinguido en la Germanística internacional por sus méritos de investigación en el campo de la Medievística, y sería muy deseable que pudiera continuar su actividad en este campo en la Universidad de Bristol.