Ich kenne Frau Dr. Anne Simon seit 1998, sie ist eine fachlich sehr versierte und umfassend interessierte Kollegin, die die lange und ehrwuerdige Tradition der britischen mediaevistischen Germanistik in ihren auch im deutschsprachigen Raum geschaetzten Arbeiten weiter gefoerdert hat. Ihre Entlassung wuerde einen schweren Verlust fuer die Internationalitaet der Disziplin, aber auch fuer die internationale Anschlussfaehigkeit der britischen Philologie bedeuten und eine bedauernswerte Verarmung innerhalb der britischen Geisteswissenschaft darstellen. Ich schliesse mich als oesterreichischer Vertreter des Faches daher mit Nachdruck den Protesten einer breiten internationalen Community von Kolleginnen und Kollegen an und fordere die Ruecknahme dieser bestuerzenden Entscheidung.
Category Archives: Letters of Support for Anne Simon
Prof. Dr. Kurt Gaertner (Universitaet Trier)
I have been informed by my British friends about what is going on in Bristol regarding German Studies there. I am especially concerned because I had a long cooperation with Bristol’s German Department from 1992 on, when working together with Professor Frank Shaw on a Medieval project which drew substantial funds from the DAAD, the Humboldt Foundation, the British Council and the Leverhulme Trust. We held workshops in Bristol and Trier, always engaging our research students, thus providing them with international experience, which furthered their linguistic ability and benefited their subsequent careers considerably.
With the threatened dismissal of Dr Anne Simon the University is going to drop the study of the history of the German language and literature from teaching, and therefore also from research, because – as the argument reads – it would not be in the long-term interest of the German Department. I doubt whether the implications of this argument are clear to all the members of your faculty, especially those who need historical German in the study of their sources.
Another point is the international relations among medievalists. It is well-known that the British colleagues teaching the history and literature of German are internationally respected among the leading scholars in the field of Digital Humanities, and also have strong links with their German and European colleagues. One of the most prestigious international colloquia, the Anglo-German Colloquium, takes place alternately in GB and Germany. The 1993 Colloquium took place in Bristol and was organised by Frank Shaw and myself. The next Colloquium is again planned for Bristol. I fear this may not now be possible, given the uncertain status of medieval German studies in Bristol. Which German funding organisation will provide the money, if the British side has no interest?
If the economic usefulness of earlier stages of the language and even of languages altogether is the main reason for dropping them from teaching and research at British universities, then it is obvious that not only the classical literature of the medieval vernaculars, but also Latin and Greek will disappear from academia in Britain. One day, Vergil and Catullus will have gone together with Wolfram von Eschenbach and Walther von der Vogelweide, and finally all of our cultural heritage which the EU is so proud of furthering. It is to be hoped that Bristol will not be one of those in favour of dropping Oldspeak.
Prof. Dr. John Greenfield (Universidade de Porto)
Over the weekend I received copies of a large number of messages from colleagues in a number of countries which have been sent to you because of your decision to discontinue Medieval and Early Modern Studies as a part of the Degree Course in German at Bristol University and, as a consequence, to dismiss Dr Anne Simon. As Professor of Medieval German Studies at the University of Porto (a long-standing cooperation partner of the University of Bristol), Head of the German Department and Coordinator of the Erasmus Mundus Master Course, German Literature of the European Middle Ages, I too feel that I should express my disagreement regarding your decision.
As you are aware, Medieval / Early Modern German is a vital part of German Studies and has, in Bristol, under the stewardship of Professor Frank Shaw (now in retirement) and of Dr Anne Simon, made important contributions to scholarship, having deservedly achieved a very high standing on the international stage. The loss of this sector at the University of Bristol would doubtless do irreparable harm to German Studies in Britain and to Medieval Studies in Bristol.
I fully understand the financial constraints under which British Universities are now operating and the threats which hang over them; it is also clear that, within the context of generalised cutbacks, you are in the unenviable position of having to make important decisions on the future of whole areas of study. But from the standpoint of the long-term strategy for German Studies in Bristol, I believe that the decision to close such a dynamic sector in the department cannot but be viewed as short-sighted; I am therefore writing to you to ask you respectfully to reconsider.
Prof. Dr. Gerhard Krieger (Universitaet Trier, Praesident des Mediaevistenverbandes e.V.)
in meiner Eigenschaft als Praesident des Mediaevistenverbandes, der groessten mediaevistischen Vereinigung in Europa mit ueber eintausend Mitgliedern, moechte ich Ihren Protest gegen die Kuendigung von Frau Dr. Anne Simon mit Nachdruck unterstuetzen. Frau Dr. Simon hat in ihren Beitraegen in vielfacher und vielfaeltiger Weise bewiesen, wie gut sie methodisch und inhaltlich international vernetzt ist. Wuerde die gegen sie ausgesprochene Kuendigung wirksam werden, waere dies nicht nur ein persoenlicher Affront, sondern ebenso ein Schlag, der die mediaevistische Germanistik national wie international dauerhaft schaedigte. Ich verbleibe in der Hoffnung, dass das vielfaeltige und ausserordentliche Engagement von Frau Dr. Simon die ihm gebuehrende Aufmerksamkeit und Anerkennung findet und die Kuendigung zurueckgenommen wird.
Statement des Instituts fuer deutsche Philologie der Universitaet Marburg
Die Germanistik in Grossbritannien ist nicht nur fuer die deutsche Germanistik, sondern auch als Eckpfeiler einer gesamteuropaeischen Kulturwahrnehmung und kulturellen Vernetzung von groesster Bedeutung. Es geht um das kulturelle Erbe Europas und nicht zuletzt auch um einen erheblichen Part der kulturellen Identitaet Grossbritanniens, was insbesondere in den hervorragenden Forschungsarbeiten von Frau Dr. Simon etwa zu Festivals and Ceremonies, zu Sigmund Feyerabend’s Das Reyssbuch dess heyligen Lands und Autor und Autorschaft im Mittelalter sowie in zahlreichen Buch- und Zeitschriftenartikeln immer wieder zum Ausdruck kommt.
In diesem gesamteuropaeischen Zusammenhang sind auch die Lehrschwerpunkte von Frau Simon weit ueber den unmittelbaren Bristoler Bereich hinaus richtungweisend. Dies gilt insbesondere fuer das hochaktuelle Thema der Geschichte der Religionen (Dis/Engaging with the Other: Germany, Judaism and Islam + Martin Luther and the Reformation). Hier stehen die Arbeiten von Frau Dr. Simon im Zentrum der aktuellen Debatten. Sie vermittelt die historischen Fundamente, um das hochkomplexe Phaenomen des Zusammenspiels der Religionen aus der Geschichte heraus zu verstehen.
Vor diesem Hintergrund scheint es uns geradezu leichtfertig, unter wirtschaftlichen Zwaengen die ebenso hoch angesehene wie international vernetzte Germanistikstelle in Bristol aufzugeben. Unseres Erachtens kann und darf man nicht einfach ein – und dazu auch noch ein sehr bedeutendes – Stueck aus der kulturellen Vernetzung Europas (und das macht ja das Fundament unserer Kultur ueberhaupt aus) leichtfertig herausschneiden und damit seine aktive Teilhabe an der Erforschung eben dieses Erbes aufgeben.
Die Mittel waeren H I E R wahrlich gut angelegt.
Prof. Dr. Christa Bertelsmeier-Kierst * Prof. Dr. Juergen Wolf * Dr. Nathanael Busch * Dr. Dorothea Heinig * Dr. Klaus Klein * Dr. Ralf G. Paesler * Tina Terrahe
Statement Prof. Dr. Ingrid Kasten (FU Berlin)
mit grosser UEberraschung, vor allem aber mit grosser Betroffenheit habe ich die Nachricht aufgenommen, dass unsere Kollegin Dr. Anne Simon von der Universitaet Bristol entlassen werden soll. Wenn dies zutreffen sollte, dann waere das ein schwerer Schlag und ein unschaetzbarer Verlust nicht nur fuer die germanistische Mediaevistik in England, sondern weit darueber hinaus fuer die Internationalitaet des Fachs allgemein.
Ich habe mit dem inzwischen emeritierten Kollegen Frank Shaw und auch mit der Kollegin Anne Simon – deren Arbeit uebrigens durch die in Aussicht genommene Entscheidung in nicht gerechtfertigter Weise diskreditiert wird -, bei verschiedenen Gelegenheiten vertrauensvoll und effektvoll kooperiert und von diesem Austausch sehr profitiert. Bristol war immer ein wichtiger Partner fuer die deutsche Mediaevistik, und ich verstehe deshalb nicht, warum dieser Partnerschaft jetzt durch eine administrative Entscheidung ein abruptes Ende gesetzt werden soll.
Gewiss steht der Dekan einer Fakultaet gerade in Zeiten grosser Sparzwaenge unter grossem Druck und traegt fuer seine Entscheidungen eine besondere Verantwortung. Ich bitte Sie daher, im Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen auch anderer Mittelalter-Disziplinen die in Aussicht genommene Entscheidung noch einmal mit Blick auf das Renommee der Universitaet von Bristol zu ueberdenken. Erlauben Sie mir, Ihnen einige Gruende fuer diese dringliche Bitte in kurzer Form zu nennen:
fuer das Verstaendnis (nicht nur) der deutschen Kultur sind Kenntnisse der Literatur und Geistesgeschichte der Vormoderne (Mittelalter und Fruehe Neuzeit) sowie deren Rezeption von nicht zu ueberschaetzender Bedeutung
neuere Forschungsparadigmen (etwa zur Medialitaet, zur Wissensgeschichte oder zur Emotionalitaet), die gegenwaertig in kleineren und groesseren Forschungsverbuenden in internationaler Kooperation untersucht werden, wuerden ohne eine historisch-diachrone Perspektive in eklatanter Weise defizitaer bleiben
man hat inzwischen eingesehen, dass der europaeische Einigungsprozess in Zukunft einer staerkeren Reflexion in historischer und kultureller Perspektive dringend bedarf; hierzu koennen und muessen die Vertreterinnen und Vertreter der entsprechenden kultur- und geisteswissenschaftlichen Faecher (wie Dr. Anne Simon) einen substantiellen Beitrag leisten.
Ich bitte Sie daher nochmals, Ihren Plan, Dr. Anne Simon zu entlassen, zu ueberdenken und hoffe auf eine Revision der Entscheidung.
Statement Rike Borchers M.A. (Alumnus University of Bristol)
Am 28.10.2010 hat sich die University of Bristol dafuer entschieden, die Stelle meiner ehemaligen Dozentin Anne Simon zu kuendigen und somit die gesamte Fachrichtung der Medieval Studies aus dem Lehrprogramm zu nehmen. Diese Entscheidung ist zum einen auf personaler Ebene hoechst unverstaendlich, denn der Name Anne Simon steht fuer fachliche Kompetenz und internationale Kommunikation auf hoechstem Niveau. Sie hat nicht nur mit ihren Publikationen zu fruehneuhochdeutscher Reiseliteratur neue Massstaebe gesetzt, sondern ist gleichzeitig eine der Gruenderinnen des Centre for Medieval Studies in Bristol und hat durch die Organisation und Betreuung zahlreicher Konferenzen einen grossen Beitrag zum mediaevistischen Austausch auf internationaler Ebene geleistet. Auf subjektiv- persoenlicher Ebene kann ich dem nur hinzufuegen, dass Anne Simon eine der wohl hilfreichsten, empathischsten und kompetentesten Dozentinnen ist, die man sich als Student_in wuenschen kann und das Ende ihrer Lehre einen unbeschreiblichen Verlust fuer alle Studenten darstellt
Statement Lydia Bichel (Studentin Universitaet Stuttgart)
Unsere gemeinsame europaeische Literatur und Kultur ist nur mit dem Wissen aus vergangenen Zeiten wirklich zu verstehen und in ihrer Bandbreite zu erfassen. Jeder Wissenschaftler wird in seinen Untersuchungen zum Ursprung geleitet und gezogen, zur Ursache, warum sich etwas wie entwickelt hat, welche Einfluesse einwirkten und vieles weitere. Die Germanistische Mediaevistik ist ein Teil dieses Ursprungs der heutigen deutschen, aber gerade auch britischen Literatur und somit im wissenschaftlichen Sinne unkuendbar. Man kann schliesslich auch nicht die Baumkrone untersuchen, wenn man ein Stueck des Stammes entfernt.
Student voices against the dismissal of Dr Anne Simon
Statement Prof. Dr. Manfred Kern (Universitaet Salzburg)
Ich kenne Frau Dr. Anne Simon seit 1998, sie ist eine fachlich sehr versierte und umfassend interessierte Kollegin, die die lange und ehrwuerdige Tradition der britischen mediaevistischen Germanistik in ihren auch im deutschsprachigen Raum geschaetzten Arbeiten weiter gefoerdert hat. Ihre Entlassung wuerde einen schweren Verlust fuer die Internationalitaet der Disziplin, aber auch fuer die internationale Anschlussfaehigkeit der britischen Philologie bedeuten und eine bedauernswerte Verarmung innerhalb der britischen Geisteswissenschaft darstellen. Ich schliesse mich als oesterreichischer Vertreter des Faches daher mit Nachdruck den Protesten einer breiten internationalen Community von Kolleginnen und Kollegen an und fordere die Ruecknahme dieser bestuerzenden Entscheidung.