We write to you on behalf of the German medievalist community, both nationally and internationally.
The community has been shocked to hear of the sudden notification of Anne Simon’s proposed dismissal on the grounds that it is in the best long-term interest of the German Department to divest it of its mediaeval/early-modern component. As Medievalists, we are perplexed that of all universities Bristol, with its flagship Centre for Medieval Studies, should be considering axing a post in German Medieval Studies. Such an action will undermine the excellent provision and the reputation that Bristol University has in this field of study. At the moment Bristol enjoys a powerful identity as a stronghold for Medieval Studies with mediaevalists and early-modernists in French, Italian and Spanish, History of Art, Music, History, English, Theology and History of Art. We gather from your website that the Middle Ages are one of the Faculty’s supported research themes. How would the loss of a post in German Medieval and Early Modern Studies be consonant with that?
News of Dr Simon’s dismissal has spread like wild-fire and has provoked a very strong response as you will see from the signatories who wrote in protest at the proposed action. These include representatives of the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG – German Research Foundation), the Academies (Akademie der Wissenschaften zu Mainz, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), all leading research universities both in the German speaking countries and in the Anglophone world.
In the light of the strength of this response, both with regard to the personal merit of Dr Anne Simon and to the importance of German medieval studies, we would ask you to reconsider your decision to disinvest in German medieval and early modern studies. Not to do so will damage the reputation of Bristol University significantly.
Prof. Henrike Laehnemann
Dr Elizabeth Andersen
Category Archives: The future of medieval studies in Britain
Statement Prof. Dr. Manfred Kern (Universitaet Salzburg)
Ich kenne Frau Dr. Anne Simon seit 1998, sie ist eine fachlich sehr versierte und umfassend interessierte Kollegin, die die lange und ehrwuerdige Tradition der britischen mediaevistischen Germanistik in ihren auch im deutschsprachigen Raum geschaetzten Arbeiten weiter gefoerdert hat. Ihre Entlassung wuerde einen schweren Verlust fuer die Internationalitaet der Disziplin, aber auch fuer die internationale Anschlussfaehigkeit der britischen Philologie bedeuten und eine bedauernswerte Verarmung innerhalb der britischen Geisteswissenschaft darstellen. Ich schliesse mich als oesterreichischer Vertreter des Faches daher mit Nachdruck den Protesten einer breiten internationalen Community von Kolleginnen und Kollegen an und fordere die Ruecknahme dieser bestuerzenden Entscheidung.
Statement Prof. Dr. Christoph Huber (Tuebingen)
mit Befremden und Empoerung habe ich erfahren, dass meiner Kollegin Dr. Anne Simon von der Universitaet Bristol die Stelle gekuendigt wurde.
Voellig unverstaendlich ist mir das zum einen angesichts des hohen wissenschaftlichen Ranges von Dr. Anne Simon, deren Leistungen ich seit vielen Jahren schaetze und von deren Wertschaetzung durch die deutschen Fachkolleginnen und -kollegen ich weiss. Unverstaendlich und verfehlt ist zum anderen eine universitaetspolitische Entscheidung, welche das Fach Germanistik seiner historischen Dimension beraubt und auf ein unakademisches Niveau herunterdrueckt. Ein solcher Schritt duerfte kaum zum internationalen Renommee der Universitaet Bristol beitragen.
Statement Kerstin Pfeiffer, M.A. (University of Stirling)
Die enge Vernetzung der Mediaevistik ist deren besondere Staerke. In den langen Jahren, die ich nun schon in Schottland promoviere, ist mir immer wieder aufgefallen, dass gerade die Anglisten sich oft aus diesem Netzwerk “ausklinken”, was der Forschung auf manchen Gebieten deutlich zum Nachteil gereicht. Um ein Beispiel ‘close to home’ zu nennen: Im Bereich des spaetmittelalterlichen religioesen Schauspiels wird selten ueber den Tellerrand geschaut. Vieles, was in der kontinentaleuropaeischen Forschung zum deutschen oder franzoesischen Schauspiel inzwischen schon fast als alter Hut gilt, wird jetzt erst langsam in der Anglistik “entdeckt” bzw aufgenommen – etwa der Themenkomplex Emotionalitaet und Performativitaet. Ohne britische Germanisten, die ein Auge auf solche Entwicklungen haben, sie aufgreifen, mitgestalten, ihre Ergebnisse (auf Englisch) publizieren und sie so zugaenglich machen, wird das interdisziplinaere und internationale Forschen deutlich schwieriger. Denn leider kann man beim Otto Normalanglisten vielleicht Franzoesischkenntnisse voraussetzen (und gegebenenfalls ein wenig Latein), jedoch kaum Deutsch. Mit anderen Worten: Schliessungen wie die der deutschen Mediaevistik in Bristol haben meiner Meinung nach weitreichende Folgen fuer die Forschung auf anderen geisteswissenschaftlichen Gebieten.
Dr. Gisela Vollmann-Profe (Kathol. Univ. Eichstaett); Prof. Konrad Vollmann (Universitaet Muenchen)
Wir bedauern die Kuendigung von Frau Simon aufs aeusserste. Nicht nur, weil die Universitaet Bristol mit ihr eine hervorragende Wissenschaftlerin verliert, sondern weil wir ihr Ausscheiden auch als grossen Verlust fuer die mediaevistische Germanistik in England betrachten – und damit als ein falsches Signal fuer die bislang so produktive deutsch-englische Zusammenarbeit im Bereich der Mittelalterforschung.
Prof. Dr. Hartmut Bleumer (Universitaet Goettingen)
Frau Dr. Anne Simon ist eine sehr geschaetzte Kollegin, die mit ihrer Persoenlichkeit und ihren Forschungen einen wichtigen Beitrag nicht nur fuer die germanistische Mediaevistik, sondern auch fuer die Beziehungen zwischen englischen und deutschen Germanisten geleistet hat. Die Kuendigung ihres Vertrages ist darum mit allem Nachdruck zu kritisieren. Zugleich zeichnet sich mit diesem Schritt eine bedenkliche Erosion des historischen Bewusstseins ab. Wo ausgerechnet eine solche historische Erosion im langfristigen Interesse eines geisteswissenschaftlichen Institution liegen soll, hat eine solche Institution den Anfang ihres Endes schon beschlossen. Ich appelliere darum dringend dafuer, die Entscheidung ueber die Kuendigung von Frau Dr. Simon noch einmal zu ueberdenken.
Dr Tim Jackson (Trinity College Dublin)
I was extern examiner in German at Bristol from 1994 to 1997, during which time Dr Simon was my contact person (I am a medievalist too). At all times I was impressed by her commitment to her teaching function, to the students in her department and to fair but rigorous examining standards. Whatever information I required was sent promptly, procedural conventions were explained clearly and any problems on which I was asked to adjudicate were outlined succinctly. In my experience these vital organisational competences are not always found in one’s academic colleagues.
Over recent decades many posts for medievalists in these islands have been lost. However, the resulting reduction in the historical dimension is leading to an increasing two-dimensionality in what students are offered. At times German studies in Britain and Ireland seem to be little more than post-1945 cinema, as in the US they seem to be little more than Holocaust studies (both these subjects of course being wholly justifiable as part of a balanced programme). It is ironic that somebody like Dr Simon should be made redundant at just the time when the business and industrial sectors are belatedly making the point that (quite apart from any fancy notions of the desirability of a culturally sophisticated managerial class) the economy needs graduates with a competence in languages and the things that are appropriately studied with languages at university level.
If Bristol feels that it can dispense with the services of such a committed and competent teacher and researcher as Dr Simon, it must be truly rich in its resources of academic staff.
Prof. Dr. Franz-Josef Holznagel (Universitaet Rostock) and Prof. Dr. Elke Brueggen (Universitaet Bonn)
Es steht nun jeder akademischen Einrichtung frei, profilbildende Massnahmen einzuleiten und dabei ggf. Faecher oder Teilfaecher zu streichen; dies betrifft selbstverstaendlich auch den Entschluss der Fakultaet, die Mediaevistik und die Beschaeftigung mit der Sprache und der Literatur der fruehen Neuzeit abzubauen. Ob dies tatsaechlich im langfristigen Interesse der Germanistik in Bristol sowie der Artistenfakultaet und der gesamten Universitaet Bristol ist, das Fach Germanistik in dieser Weise zu amputieren, um nur noch die Schrumpfform einer historischen Disziplin anzubieten, muessen die Entscheidungstraeger in Bristol selbst beurteilen. Von aussen betrachtet ist dieser Entschluss nicht nachvollziehbar. Es ist vielmehr anzunehmen, dass diese Form der akademischen (Selbst)-Verstuemmelung dem Renommee einer international agierenden Forschungsuniversitaet schadet, die Akzeptanz der Germanistik an der Universitaet Bristol merklich verringert, die Chancen zu Forschungskooperationen im In- und wie im Ausland sowie zum internationalen Austausch von Studierenden erheblich beeintraechtigt und ggf. den Einstieg in die gaenzliche Abwickelung des Fachs Germanistik darstellt.
Dass diese wenig nachvollziehbare Strukturentscheidung ueberdies noch damit verbunden wird, dass eine verdiente, im deutsch-englischen Wissenschaftsaustausch hochgradig akzeptierte und enorm beliebte Kollegin aus dem Dienst herausgedraengt werden soll, ruft unsere Empoerung hervor. Schliesslich ist Dr. Ann Simon (wie ihre Publikationen zu Pilgerberichten, zur Literatur der Stadt Nuernberg und ihre Forschungen zum "Ritter vom Turm" zeigen) seit Jahren eine anerkannte Spezialistin fuer die Geschichte der Reiseberichte, der deutsch-franzoesischen Literaturbeziehungen und der Erforschung regionaler Zentren der Produktion und Rezeption von Literatur. Ausserdem hat sie immer wieder dazu beigetragen, dass der aussergewoehnlich gute Austausch der deutschen und der englischsprachigen Altgermanistik, wie er sich in den zweijaehrlich stattfindenden und renommierten "Anglo-German Colloquien" bekundet, weiter entwickelt worden ist. In diesem Zusammenhang ist z.B. auf den von ihr mit-herausgegebenen und viel beachteten Sammelband ueber "Autorschaft im Mittelalter" zu verweisen, der die wichtige Diskussion ueber die Kategorien 'Autor' und 'Werk' im deutschsprachigen Mittelalter und ihre Historisierung gebuendelt und neue Perspektiven fuer die weitere Forschung dieser zentralen Analysekategorien bereit gestellt hat. Aus den dargelegten Gruenden bitten wir den Dekan der Artistenfakultaet der Universitaet Bristol mit grossem Nachdruck darum, die getroffenen Entscheidungen zu revidieren.
Prof. Dr. Ina Karg (Universitaet Goettingen)
Mit grossem Befremden erfahre ich soeben von den Absichten der Universitaet Bristol, den Bereich Mittelalter und Fruehe Neuzeit in den “German Studies” durch die Entlassung von Frau Dr. Anne Simon abzuwickeln. Nicht nur ist Frau Kollegin Simon in diesem Bereich durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten sehr gut ausgewiesen, ihre Beitraege und ihr wissenschaftliches Engagement sind auch eine wesentliche Komponente in der Vernetzung deutscher und britischer Germanistik/Mediaevistik. Abgesehen davon richtet sich dieser Protest gegen eine Vorstellung von Wissenschaft auf ausschliesslich oekonomischer Basis, die jeder Sachkompetenz entbehrt und zur Konsequenz hat, dass entscheidende Faktoren historischen Wissens, europaeischer Identitaetsbildung und kultureller Selbstdefinition dann in Zukunft nicht mehr wissenschaftlich bearbeitet werden und damit fuer eine nachwachsende Generation nicht mehr zur Verfuegung stehen werden. Der Deutsche Germanistentag 2010, der vor kurzem in Freiburg/Br. stattfand, hat sich in seiner Sektion II gerade dieser Verantwortung der Germanistik in ihrem Wissenschaftsverstaendnis eingehend gewidmet.
Prof. Dr. Horst Brunner (Universitaet Wuerzburg)
Die britische germanistische Mediaevistik war noch vor wenigen Jahren die weitaus bedeutendste Altgermanistik ausserhalb des deutschen Sprachraums. Aus dieser Zeit gibt es immer noch eine Reihe hochqualifizierter Fachvertreter, zu denen Dr. Anne Simon gehoert als eine international hoch angesehene und in Fachkreisen aufgrund ihrer Publikationen allgemein bekannte und geschaetzte Forscherin und akademische Lehrerin. Es ist freilich zu befuerchten, dass der jetzige Abbau mediaevistischer Stellen nur ein Schritt zum voelligen Abbau der modernen Fremdsprachen an den britischen Universitaeten sein wird – Symptom eines beispiellosen kulturellen Niedergangs unter dem gnadenlosen Regime von nur dem business verpflichteten Managern. Aus meiner Sicht muss alles getan werden, um den Verbleib von Frau Simon auf ihrer Stelle zu sichern.